Markus Willmann
Mikro-Scaffolding in Vorbereitungsklassen
Gesprächsanalytische Untersuchung interaktiver Verfahren
im Schnittfeld von Sprache, Fach und Lehrwerk
Eintrag in der Deutschen Nationalbibliothek (DNB)
Persistent Identifier URN: urn:nbn:de:101:1-2023021612215427227584
Im Rahmen dieser Arbeit werden Verfahren des sogenannten
Interactional Scaffolding (nach Gibbons) im DaZ-Unterricht und im Schnittfeld zwischen fachlichem und sprachlichem Lernen mikroanalytisch untersucht. Die vorliegende Arbeit liefert dezidierte interaktionale Analysen, die die Realisierung der von Gibbons postulierten „didaktischen Funktionen“ des Mikro-Scaffolding in der Vollzugsrealität des Zweitsprachunterrichts konversationsanalytisch zu rekonstruieren versuchen. Die Studie leistet dabei mindestens zweierlei: Sie gibt Hinweise auf konkrete interaktionale Handlungsoptionen für Lehrkräfte und hinterfragt, inwieweit die von Gibbons beschriebenen Kategorien wie z.B. cued elicitation und mode shifting als trennscharf erwerbbare Bausteine von Lehrerverhalten gelten können.
Im Zentrum des Forschungsinteresses dieser Arbeit stehen folgende Fragen:
Datengrundlage der Arbeit ist ein Korpus aus mehrperspektivisch videographierten realen Unterrichtsstunden von zwei Lehrerinnen in drei DaZ-Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe im Umfang von ca. 675 Minuten.
Die Ergebnisse dieser Studie bieten eine detaillierte gesprächsanalytische Aufschlüsselung sprachförderlicher Unterrichtsinteraktion im Zweitsprachunterricht. Sie zeigen u.a., wie variierende Bündel interaktionaler Praktiken den Lehrerinnen ermöglichen, Kombinationen aus den von Gibbons beschriebenen didaktischen Funktion zu realisieren,
Die Analysen ermöglichen teilweise überraschende Einblicke in die Mikro-Ebene sprachförderlicher Unterrichtsinteraktion. Sie lenken den Blick auf die kommunikativen Kompetenzen von Lehrkräften und deren interaktionale Praktiken. Letztere können perspektivisch als Handlungsoptionen verstanden und als mögliche Bausteine für gesprächsanalytische Trainings in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften herangezogen werden.
Dr. Markus Willmann ist ausgebildeter Lehrer in den Fächern Deutsch, Geschichte und Kunst. Nach dem Studium und Referendariat arbeitete als Lehrer an Haupt- und Werkrealschulen und als Ausbildungslehrer im Fach Deutsch, bevor er 2017 in das Promotionskolleg „Vom fachsensiblen Sprachunterricht zum sprachsensiblen Fachunterricht“ an die Pädagogische Hochschule Freiburg abgeordnet wurde.
Es folgten Tätigkeiten im Projekt „DaZ für alle Fächer“ an der PH Ludwigsburg und Lehrtätigkeit in den Lehramtsstudiengängen an der PH Heidelberg. Aktuell ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF-Forschungsprojekt „Sprachbildungsprozesse in inklusiven Klassen im Lernverlauf diagnostizieren und unterstützen“ (SiKLedu) an der PH Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind gesprächsanalytische Unterrichtsforschung, angewandte Gesprächsanalyse, Sprachdidaktik und sprachsensibler Unterricht.