Sylvia Bendel Larcher / Esther Galliker / Joelle Loew
Gesprächskultur in agilen Teams
Konstitutive Merkmale von Scrum-Meetings
und Good Practice bei deren Umsetzung
In der Softwareentwicklung und zunehmend auch in anderen Branchen wird häufig nach agilen Methoden wie Scrum oder Kanban gearbeitet. Dabei wird die Entwicklungsarbeit in kürzere Zeiteinheiten, sogenannte Sprints, heruntergebrochen und damit flexibilisiert. Ein Ziel des agilen Frameworks besteht darin, die Kommunikation unter den Mitgliedern der selbstorganisierten Teams zu intensivieren und zu verbessern. Zur Koordination der Arbeit eines jeden Sprints dienen formale Meetings. Da die Kommunikation im agilen Setting einen so hohen Stellenwert hat, besteht von Seiten der Praxis ein grosses Interesse an der Optimierung derselben. Von Seiten der Gesprächsforschung wurde die Kommunikation in agilen Teams jedoch noch kaum untersucht.
In der vorliegenden Studie haben wir formale Meetings von drei Informatikteams, die nach der Methode Scrum arbeiten, aufgenommen und analysiert. Das Ziel bestand darin, die typischen Merkmale der Kommunikation in diesen Meetings herauszuarbeiten, aber auch den Teams ein Feedback zur Qualität ihrer Kommunikation zu geben.
Wir konnten sechs Merkmale identifizieren, die für die Kommunikation in agilen Teams typisch sind:
Bei der Analyse haben wir festgestellt, dass das Scrum-Framework allein kein Garant für das Gelingen der Kommunikation ist. Daher haben wir das Konzept der konstruktiven Gesprächskultur entwickelt, um aufzuzeigen, welche kommunikativen Verhaltensweisen förderlich sind, die gemeinsamen Ziele zu erreichen und gute Beziehungen zu schaffen bzw. aufrechtzuerhalten. Eine konstruktive Gesprächskultur umfasst sechs Merkmale:
Mit dem neuartigen Konzept der konstruktiven Gesprächskultur hoffen wir, sowohl die Angewandte Gesprächsforschung als auch die Praxis des agilen Arbeitens voranzubringen.
Sylvia Bendel Larcher studierte Germanistik und Allgemeine Geschichte an der Universität Zürich. Sie promovierte zur Geschichte der Textsorte Werbeanzeige im 17. und 18. Jahrhundert und habilitierte zur Individualität in der institutionellen Kommunikation am Beispiel von Callcentergesprächen.
Sie ist seit vielen Jahren Dozentin für Kommunikation an der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Gastprofessuren führten sie an die Universitäten Innsbruck und Bern. Ihre Forschung ist gekennzeichnet durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Forschenden aus Betriebsökonomie und Psychologie.
Esther Galliker studierte Germanistik und italienische Romanistik an der Universität Zürich. In ihrer Dissertation untersuchte sie das Gesprächsverhalten Deutschschweizer Jugendlicher anhand der Ethnografie der Kommunikation und eines gesprächsanalytischen Ansatzes.
Sie unterrichtet und forscht seit vielen Jahren am Institut für Kommunikation und Marketing der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Zudem arbeitet sie in ihrer GmbH als Redaktorin und Beraterin im Bereich Unternehmenskommunikation. Ihre Forschungsprojekte sind stark anwendungsorientiert und interdisziplinär.
Joelle Loew studierte Interkulturelle Kommunikation an der University of Warwick. Sie promovierte an der Universität Basel zum Thema Kommunikation in agilen IT-Teams und forschte und lehrte im Bereich der Angewandten Sprachwissenschaft bereits an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland.
In ihrer Forschung legt sie den Schwerpunkt auf Diversität und Inklusion am Arbeitsplatz, mit besonderem Fokus auf Geschlechteridentität und die Rolle der Sprache in der professionellen Kommunikation. Sie ist zudem Chefredakteurin beim HAZ – Queer Magazin Zürich.