Maria Hummel
Das außerunterrichtliche Lernangebot
‚Kinder-Uni‘ als Ressource für den Ausbau
kindlicher Diskurskompetenz
Rekonstruktion explanativer diskursiver Praktiken
in einem ausgewählten Lehr-Lernarrangement
für Schüler/innen der Primarstufe
Wie kann die Bildungsbeteiligung von Kindern mit Zuwanderungshintergrund gestärkt und ihre sprachliche Entwicklung gefördert werden? Diese Frage steht im Zentrum der vorliegenden Studie, die sich mit diskursiven Lernprozessen außerhalb des Klassenzimmers auseinandersetzt.
Im Forschungsprojekt wird das außerunterrichtliche Lernangebot ‚Kinder-Uni‘ für Kinder im Grundschulalter unter der Fragestellung untersucht, inwieweit es Gelegenheiten für den Ausbau der Erklärkompetenz der beteiligten Kinder bietet. Als Datengrundlage dient das Lehr-Lernarrangement ‚Wie Bilder laufen lernten‘, das von Lehramtsstudierenden der Universität Kassel im Rahmen eines Projektseminars in der Grundschulwerkstatt konzipiert und in Kooperation mit einer Kasseler Grundschule durchgeführt wurde. Das Lehr-Lernarrangement, an dem zwei Grundschullehramtsstudierende und vier migrationsbedingt mehrsprachig aufwachsende Kinder beteiligt waren, hatte die Erstellung eines Legomännchen-Films zum Gegenstand.
Die Studie ermöglicht Einblicke in die Interaktionen zwischen Kindern und Studierenden in diesem spezifischen Lehr-Lernsetting und rekonstruiert in Anlehnung an die Interaktionale Diskursanalyse (Morek, Heller & Quasthoff 2017), wie die Beteiligten die inhaltliche Relevanz der Hervorbringung kindseitiger Erklärungen im kommunikativen Geschehen herstellen und die anstehenden gesprächsstrukturellen Aufgaben in Abstimmung miteinander bearbeiten.
Ein weiteres Erkenntnisinteresse der Studie besteht in der Reflexion der Frage, inwieweit das untersuchte Lehr-Lern-Setting Potenziale für die Förderung der Diskurskompetenz von Kindern bietet:
Im Ergebnis wird dem untersuchten Lehr-Lernarrangement ein diskurserwerbsförderliches Potenzial in Bezug auf die Dimensionen ‚Kontextualisierung‘ und ‚Vertextung‘ (vgl. Quasthoff, Heller & Morek 2021) der Erklärkompetenz attestiert, so dass die Teilnahme an solchen oder ähnlichen außerschulischen Lernangeboten für alle Kinder empfohlen wird, insbesondere aber für Kinder, in deren familiärem kommunikativen Haushalt bildungssprachliche Praktiken keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Dr. phil. Maria Hummel hat Germanistik und Hispanistik an der Uraler Staatlichen Pädagogischen Universität in Russland sowie Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der Universität Kassel studiert.
Seit 2013 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehr- und Forschungsgebiet Deutsch als Fremd- und Zweitsprache der Universität Kassel tätig.
Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte liegen in den Bereichen Mündliche Kompetenzen und Interaktion in der Zweitsprache Deutsch, Sprachbildung außerhalb des Unterrichts, Kulturelles Lernen und Professionalisierung von Lehrkräften.