Nora Schönfelder
Multimodale Ressourcen
beim Argumentieren im Gespräch
Interaktions- und erwerbsbezogene Analysen
Die diskursive Fähigkeit des Argumentierens gilt als eine komplexe sprachliche Aktivität, in der Interagierende u. a. durch das Einbringen und Begründen von Positionen sowie durch das Einwenden gegen die Beiträge anderer Sprecher*innen ein Problem oder einen Dissens bearbeiten. Finden diese Aushandlungsprozesse in Kopräsenz der Interagierenden statt, stellt sich die Frage, welche Funktionen körperliche Ressourcen wie Handgesten im Verbund mit sprachlichen Ressourcen für das Argumentieren übernehmen.
Dieser Frage geht die Arbeit nach und rekonstruiert auf der Grundlage eines multimodalen gesprächsanalytischen Zugangs pragmatische Funktionen multimodaler, insbesondere gestischer Ressourcen für das Argumentieren. Die Studie zeigt auf, dass multimodale Gestalten gattungsspezifische, d. h. argumentationsspezifische Funktionen übernehmen und zu spezifischen Ausprägungen der jeweiligen argumentativen Handlungen beitragen. Die Datengrundlage bildet ein Korpus von 20 Eltern-Kind-Argumentationen.
Aufbauend auf den rekonstruierten pragmatischen Funktionen multimodaler Ressourcen für das Argumentieren werden in einer Fallstudie mit zwei Fokuskindern Veränderungen im Einsatz und in den Funktionen der multimodalen Ressourcen im Altersvergleich herausgearbeitet. Datengrundlage der Fallstudie sind Längsschnittdaten aus drei Erhebungszeitpunkten, zu denen die Fokuskinder etwa 12, 13 und 15 Jahre alt waren. Der Altersvergleich ermöglicht es, erste Erwerbshypothesen eines multimodalen Argumentationserwerbs abzuleiten.
Nora Schönfelder hat an der Ruhr-Universität Bochum Erziehungswissenschaft und Germanistik und an der Universiteit van Amsterdam Linguistics of European Languages (German) studiert. Derzeit ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof.‘in Dr. Vivien Heller und arbeitet in der germanistischen Sprachdidaktik an der Bergischen Universität Wuppertal.