Die Arbeit nimmt einen in der Linguistik bisher wenig untersuchten Teil der medizinischen Kommunikation in den Fokus; die therapeutische Entscheidungsfindung. Dabei nimmt sie die medizinethischen Konzepte zur Arzt-Patienten-Beziehung als theoretischen Ausgangspunkt für eine gesprächsanalytische Auseinandersetzung. Sie beschreibt systematisch den impliziten Prozess der interaktionalen Aushandlung des Entscheidungsfindungsmodus, um sowohl die Forschungslücke in der Linguistik zu verkleinern und gleichzeitig dem medizinethischen Diskurs eine empirisch basierte theoretische Alternative zu offerieren.

Als Datengrundlage fungiert ein Korpus von 24 transkribierten Gesprächssimulationen mit fortgeschrittenen Medizinstudierenden, wovon zwei exemplarische Gesprächsbeispiele in der Arbeit detailliert analysiert werden.

Die Ergebnisse widerlegen einige zentrale Paradigmen bisheriger Modelle zur Entscheidungsfindung und liefern darüber hinaus erste Ansatzpunkte für neue Strukturkonzepte. Zudem wirbt die Arbeit für eine genauere Begriffsverwendung und eine interdisziplinäre Perspektive unter dezidiertem Einbezug linguistischer und medizinethischer Aspekte. Abschließend werden Konsequenzen und Vorschläge für die Weiterentwicklung der medizinischen Lehre skizziert.

Dr. Tim Peters hat Germanistik und Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum studiert und arbeitet dort seit 2008 in den Bereichen Medizinethik und Medizindidaktik. Seine Themenschwerpunkte sind Entscheidungsfindungsprozesse, Gesprächssimulationen und interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen. Zudem ist er als selbstständiger Trainer und Lehrbeauftragter tätig.